Entwicklung von RTL plus
„Als ich damals mit RTL startete, lautete die Vorgabe:
den ganzen Bildschirm füllen und zwar mit Farbe.“
Helmut Thoma – Geschäftsführer RTL Television von 1984 bis 1998
(http://www.derwesten.de/panorama/helmut-thoma-will-s-nicht-lassen-id4949659.html [20.09.2016])
Im Jahr 1984 etablierte sich, durch die politischen Mühen des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, ein duales Rundfunksystem in Deutschland. Dieses wurde jedoch erst 1986 durch das 4. Rundfunk-Gesetz offiziell anerkannt und definiert. Die ersten privaten Fernsehsender in Deutschland waren die Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenfunk (PKS – welche später zu SAT 1 wurde) und RTL plus.
Der aus dem luxemburgischen Radiosender Radio Luxemburg entstandene private Kabelsender RTL plus hatte zu Beginn (1984) ein kommerzielles täglich ungefähr elf stündiges Unterhaltungsprogramm, welches sich auf den Nachmittag und Abend konzentrierte.
Insgesamt 51% des Angebots (durchschnittlich 344 Minuten der gesamten Sendedauer pro Tag) bestand aus Musik, genauer aus Musikvideos und Clips welche thematisch sortiert gesendet wurden. Das entsprechende Material wurde durch die Kabelmedia-Programmgesellschaft (KMP)-musicbox gestellt, welche im Jahr 1988 zum eigenständigen Fernsehsender Tele 5 wurde.
1986 wurde jedoch die KMP-musicbox von RTL plus an SAT 1 verkauft, weshalb RTL plus sein Angebot auf etwa sieben Stunden kürzte, da der Musikanteil auf nur noch 10% (42 Minuten pro tag) schrumpfte. Außerdem wurde bei RTL plus zu der Kabelübertragung die Satellitenübertragung eingeführt, wodurch die Empfänger nicht mehr an einen Kabelanschluss gebunden waren. Zudem setzte sich RTL plus folgende Richtlinie für das gesamte Programm: “Das Programm darf nicht einseitig eine politische, religiöse, weltanschauliche oder andere gesellschaftliche Meinungsrichtungen berücksichtigen. Es hat dazu beizutragen, daß die bedeutsamen politischen, religiösen, weltanschaulichen oder anderen Meinungsrichtungen angemessen zum Ausdruck kommen. Es trägt zur Unterrichtung, Bildung und Kultur sowie Unterhaltung bei.” (Kruger, Udo Michael: Programmprofile im dualen Fernsehsystem 1985 - 1990: eine Studie der ARD/ZDF-Medienkommision. Baden-Baden: Nomos-Verl.-Ges. 1992. S. 160)Im Jahr 1987 kam die KMP-musicbox wieder zurück zu RTL plus, der Musikanteil wuchs auf 23% (109 Minuten pro Tag), die Sendedauer pro Tag blieb jedoch bei ungefähr sieben Stunden.

1988 wurde aus der KMP-musicbox der eigenständige Privatsender Tele 5, weshalb der Musikanteil vom Angebot von RTL plus auf 5% (39 Minuten pro Tag) sank. Jedoch wurden pro Tag 12 Stunden Material gesendet. Unter anderem wurde das Frühstücksfernsehen eingeführt, womit der Morgen und Vormittag für das Programm erschlossen wurden. Zudem wurde das Tagesprogramm durch Fiktionsangebote ausgebaut. Außerdem verlegte RTL seinen Hauptsitz aus Luxemburg nach Köln, um dort dafür in NRW eine der Erstfrequenzen für die terrestrische Übertragung zu erhalten. Unter anderem wurden in den “Schonzonen” (Nachmittag und Spätabend) diverse neue eigens produzierte Formate mit dem Ziel einer frischeren Unterhaltung kreiert und platziert. (http://www.zeit.de/1988/27/mami-hol-pudding [20.08.2016]) Dies könnte an den damaligen schlechten Einschaltquoten gelegen haben. Im Gesamtangebot bekam RTL plus nur 11% der Zuschauer, während SAT 1 auf satte 20% kam.
Darauffolgend wurden 1989 das Informations, Fiktions und Werbungsangebot deutlich ausgebaut. Hinzu kam eine Erweiterung des Angebots von Kinder-/ Jugend- und Zeichentrickserien. Insgesamt sendete RTL plus täglich in etwa 18,5 Stunden Videomaterial.
Diese Trends wurden 1990 noch stärker ausgebaut. Die Zuschauer konnten täglich fast 21 Stunden fernsehen, vornehmlich aus den Sparten Information, Fiktion und Werbung.
Generell lässt sich in diesen Jahren eine Kommerzialisierung des Programms feststellen. Es wird zudem versucht alle Sparten des Angebots abzudecken, wobei hier die Gewichtungen wechselten, um für die werberelevante Gruppe der 19-49 Jährigen attraktiver zu werden. Eine ähnliche Entwicklung vollzog der Privatsender SAT 1, wobei hier der Fokus immer auf der Nonfiktionalen Unterhaltung, wie unter anderem Gameshows, lag.Im Rahmen der Programmerweiterung und der Profilierung durch einzelne Angebotskategorien wurden diverse Sendungen kreiert, welche jedoch von unterschiedlichem Erfolg geprägt waren. Eine dieser Sendungen war das Heavy-Metal-Musikformat MOSH!, welches nur ein Jahr lang produziert wurde. In dieser Zeit gab es einige kontroverse oder auch nur skurrile Sendunng bei RTL plus. Besonders sind unter anderem Tutti Frutti, eine Erotik-Spielshow, und Alles Nichts Oder!?, eine Game Show mit populären Gästen. „Wer dem Trend hinterherläuft, sieht nur seinen Hintern.“, ist ein Motto Helmut Thomas, welches den Mut und die Kreativität bei RTL plus zu der Zeit beschreibt.
Helmut Thoma – Geschäftsführer RTL Television von 1984 bis 1998
(http://www.derwesten.de/panorama/helmut-thoma-will-s-nicht-lassen-id4949659.html [20.09.2016])
Im Jahr 1984 etablierte sich, durch die politischen Mühen des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, ein duales Rundfunksystem in Deutschland. Dieses wurde jedoch erst 1986 durch das 4. Rundfunk-Gesetz offiziell anerkannt und definiert. Die ersten privaten Fernsehsender in Deutschland waren die Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenfunk (PKS – welche später zu SAT 1 wurde) und RTL plus.
Der aus dem luxemburgischen Radiosender Radio Luxemburg entstandene private Kabelsender RTL plus hatte zu Beginn (1984) ein kommerzielles täglich ungefähr elf stündiges Unterhaltungsprogramm, welches sich auf den Nachmittag und Abend konzentrierte.
Insgesamt 51% des Angebots (durchschnittlich 344 Minuten der gesamten Sendedauer pro Tag) bestand aus Musik, genauer aus Musikvideos und Clips welche thematisch sortiert gesendet wurden. Das entsprechende Material wurde durch die Kabelmedia-Programmgesellschaft (KMP)-musicbox gestellt, welche im Jahr 1988 zum eigenständigen Fernsehsender Tele 5 wurde.
1986 wurde jedoch die KMP-musicbox von RTL plus an SAT 1 verkauft, weshalb RTL plus sein Angebot auf etwa sieben Stunden kürzte, da der Musikanteil auf nur noch 10% (42 Minuten pro tag) schrumpfte. Außerdem wurde bei RTL plus zu der Kabelübertragung die Satellitenübertragung eingeführt, wodurch die Empfänger nicht mehr an einen Kabelanschluss gebunden waren. Zudem setzte sich RTL plus folgende Richtlinie für das gesamte Programm: “Das Programm darf nicht einseitig eine politische, religiöse, weltanschauliche oder andere gesellschaftliche Meinungsrichtungen berücksichtigen. Es hat dazu beizutragen, daß die bedeutsamen politischen, religiösen, weltanschaulichen oder anderen Meinungsrichtungen angemessen zum Ausdruck kommen. Es trägt zur Unterrichtung, Bildung und Kultur sowie Unterhaltung bei.” (Kruger, Udo Michael: Programmprofile im dualen Fernsehsystem 1985 - 1990: eine Studie der ARD/ZDF-Medienkommision. Baden-Baden: Nomos-Verl.-Ges. 1992. S. 160)Im Jahr 1987 kam die KMP-musicbox wieder zurück zu RTL plus, der Musikanteil wuchs auf 23% (109 Minuten pro Tag), die Sendedauer pro Tag blieb jedoch bei ungefähr sieben Stunden.
1988 wurde aus der KMP-musicbox der eigenständige Privatsender Tele 5, weshalb der Musikanteil vom Angebot von RTL plus auf 5% (39 Minuten pro Tag) sank. Jedoch wurden pro Tag 12 Stunden Material gesendet. Unter anderem wurde das Frühstücksfernsehen eingeführt, womit der Morgen und Vormittag für das Programm erschlossen wurden. Zudem wurde das Tagesprogramm durch Fiktionsangebote ausgebaut. Außerdem verlegte RTL seinen Hauptsitz aus Luxemburg nach Köln, um dort dafür in NRW eine der Erstfrequenzen für die terrestrische Übertragung zu erhalten. Unter anderem wurden in den “Schonzonen” (Nachmittag und Spätabend) diverse neue eigens produzierte Formate mit dem Ziel einer frischeren Unterhaltung kreiert und platziert. (http://www.zeit.de/1988/27/mami-hol-pudding [20.08.2016]) Dies könnte an den damaligen schlechten Einschaltquoten gelegen haben. Im Gesamtangebot bekam RTL plus nur 11% der Zuschauer, während SAT 1 auf satte 20% kam.
Darauffolgend wurden 1989 das Informations, Fiktions und Werbungsangebot deutlich ausgebaut. Hinzu kam eine Erweiterung des Angebots von Kinder-/ Jugend- und Zeichentrickserien. Insgesamt sendete RTL plus täglich in etwa 18,5 Stunden Videomaterial.
Diese Trends wurden 1990 noch stärker ausgebaut. Die Zuschauer konnten täglich fast 21 Stunden fernsehen, vornehmlich aus den Sparten Information, Fiktion und Werbung.
Generell lässt sich in diesen Jahren eine Kommerzialisierung des Programms feststellen. Es wird zudem versucht alle Sparten des Angebots abzudecken, wobei hier die Gewichtungen wechselten, um für die werberelevante Gruppe der 19-49 Jährigen attraktiver zu werden. Eine ähnliche Entwicklung vollzog der Privatsender SAT 1, wobei hier der Fokus immer auf der Nonfiktionalen Unterhaltung, wie unter anderem Gameshows, lag.Im Rahmen der Programmerweiterung und der Profilierung durch einzelne Angebotskategorien wurden diverse Sendungen kreiert, welche jedoch von unterschiedlichem Erfolg geprägt waren. Eine dieser Sendungen war das Heavy-Metal-Musikformat MOSH!, welches nur ein Jahr lang produziert wurde. In dieser Zeit gab es einige kontroverse oder auch nur skurrile Sendunng bei RTL plus. Besonders sind unter anderem Tutti Frutti, eine Erotik-Spielshow, und Alles Nichts Oder!?, eine Game Show mit populären Gästen. „Wer dem Trend hinterherläuft, sieht nur seinen Hintern.“, ist ein Motto Helmut Thomas, welches den Mut und die Kreativität bei RTL plus zu der Zeit beschreibt.
MOSH!
“Das ist nicht irgendwoher gemacht, sondern das ist von uns für uns!”
Sabina Classen
Sabina Classen
Die Heavy-Metal-Sendung MOSH! wurde von RTL plus produziert und dort vom 07. März 1988 bis zum 19. März 1989, also nur ein Jahr lang, gesendet. Durchschnittlich hatte eine Episode eine Lauflänge von 45 Minuten und wurde regulär Sonntags und auch Montags gegen 23.30 ausgestrahlt und war somit Teil des Spätabend-Programms. Wiederholungen wurden zunächst Samstags und später Mittwoch Nachmittags übertragen. Es gab außerdem noch eine Live-Weihnachtssendung im Jahr 1988, sowie mehrere Episoden aus New York. In der Sendung wurden berühmte Musiker, wie zum Beispiel Ozzy Osbourne, Kiss, Iron Maiden und viele andere interviewt.
Moderiert wurde MOSH! zunächst allein von Sabina Classen. Im Juni 1988 kam dann Frank Hinz hinzu und daraufhin nach dem Monsters of Rock Festival (27.08.1988) noch Götz Kühnemund. Sabina Classen ist seit ihrer Jugend durchgehend Mitglied in verschiedenen Heavy-Metal-Bands gewesen und auch darüber zu MOSH! gekommen. Frank Hinz war vorher Moderator bei Radio Bremen und dort verantwortlich für seine eigenen Sendung namens Wild Side. Götz Kühnemund war Redakteur beim Szene Magazin Metal Hammer und unterstützte das MOSH! Team bei den Interviews für das Monsters of Rock Festival und wurde daraufhin für die Sendung angeworben. Im Jahr 2014 gründete er dann ein eigenes Metal Magazin namens Deaf Forever.
Inhaltlich variierten die Episoden. Es gab einzelne Segmente die materialbedingt kombiniert wurden, wobei jedoch die Konzertaufnahmen und das Interview mit den jeweiligen Künstlern die größte Bedeutung hatten. Später wurden die beiden Formen MOSH!-Magazin und Live Special etabliert. Im Live Special wurden aktuelle Konzertaufnahmen einer Band in Kombination mit einem Interview mit den jeweiligen Künstlern präsentiert. Das MOSH-Magazin wurde von den übrigen Segmenten, also den Heavy-Metal-Top10 (eine Hitparade der aktuellen Heavy-Metal-Hits), dem Gamble (ein Gewinnspiel), dem Newcomer (Vorstellung einer noch unbekannteren Band, oft in Form eines Interviews), dem News Tip (Hinweise auf Szene-Aktivitäten und -Angebote, sowie neue Veröffentlichungen von Bands), dem On Tour (Vorstellung von Konzertdaten bekannterer Metal Bands) und dem Demo (Vorstellung eines Demo-Tapes einer noch unbekannten Band) gestellt. Hinzu kamen noch Musikvideos, welche an relevanten Stellen eingefügt wurden. Für den Newcomer und das Demo konnte man sich per Post bewerben, indem man sein Demo-Tape an das MOSH! Büro bei RTL plus sendete. Diese wurden dann von einem Redakteur, Willi Wrede, verwaltet. Ähnliches galt für das Gewinnspiel Gamble.
Die Redaktion von MOSH! arbeitete nach und nach mit immer mehr Plattenfirmen zusammen, da die Sendung an Popularität gewann. Hierdurch konnten diverse Musiker interviewt werden und es konnten auch immer mehr Gewinne für das Gamble Segment akquiriert werden.
Natürlichkeit, Authentizität und Power waren die Schlagwörter mit denen Sabina Classen MOSH! beschrieb (Skype-Interview, 10.06.2015). Gleichzeitig nennt sie damit die zentralen Werte des Heavy-Metal-Genres. Dies zeigt, dass MOSH! sich sehr klar als Heavy-Metal-Format profiliert, was in der Metal Szene sehr positiv aufgenommen wurde.
Dies ist zum Beispiel im lockeren Moderationsstil von MOSH! zu sehen. Diese wurde oft nachträglich zu den Konzertaufnahmen im RTL plus Studio in Köln gedreht. Sabina Classen beschrieb den Prozess des Filmens als One Take welcher eins zu eins in der Sendung verwendet wurde. Zu Beginn der Sendung wirkte die Moderation eher amateurhaft oder auch unprofessionell auf einige Zuschauer. Im Laufe der Sendung wurde sie jedoch immer souveräner und professioneller. Dies lag zum einen am Moderatorenzuwachs, wie an deren wachsender Erfahrung. Normalerweise wurde/n die Moderatorin/en stationär in einer Halbtotalen/ Amerikanischen Einstellung gefilmt. Teilweise gab es noch Nahaufnahmen, zum Beispiel von den Demo-Kassetten im Demo Segment
Moderiert wurde MOSH! zunächst allein von Sabina Classen. Im Juni 1988 kam dann Frank Hinz hinzu und daraufhin nach dem Monsters of Rock Festival (27.08.1988) noch Götz Kühnemund. Sabina Classen ist seit ihrer Jugend durchgehend Mitglied in verschiedenen Heavy-Metal-Bands gewesen und auch darüber zu MOSH! gekommen. Frank Hinz war vorher Moderator bei Radio Bremen und dort verantwortlich für seine eigenen Sendung namens Wild Side. Götz Kühnemund war Redakteur beim Szene Magazin Metal Hammer und unterstützte das MOSH! Team bei den Interviews für das Monsters of Rock Festival und wurde daraufhin für die Sendung angeworben. Im Jahr 2014 gründete er dann ein eigenes Metal Magazin namens Deaf Forever.
Inhaltlich variierten die Episoden. Es gab einzelne Segmente die materialbedingt kombiniert wurden, wobei jedoch die Konzertaufnahmen und das Interview mit den jeweiligen Künstlern die größte Bedeutung hatten. Später wurden die beiden Formen MOSH!-Magazin und Live Special etabliert. Im Live Special wurden aktuelle Konzertaufnahmen einer Band in Kombination mit einem Interview mit den jeweiligen Künstlern präsentiert. Das MOSH-Magazin wurde von den übrigen Segmenten, also den Heavy-Metal-Top10 (eine Hitparade der aktuellen Heavy-Metal-Hits), dem Gamble (ein Gewinnspiel), dem Newcomer (Vorstellung einer noch unbekannteren Band, oft in Form eines Interviews), dem News Tip (Hinweise auf Szene-Aktivitäten und -Angebote, sowie neue Veröffentlichungen von Bands), dem On Tour (Vorstellung von Konzertdaten bekannterer Metal Bands) und dem Demo (Vorstellung eines Demo-Tapes einer noch unbekannten Band) gestellt. Hinzu kamen noch Musikvideos, welche an relevanten Stellen eingefügt wurden. Für den Newcomer und das Demo konnte man sich per Post bewerben, indem man sein Demo-Tape an das MOSH! Büro bei RTL plus sendete. Diese wurden dann von einem Redakteur, Willi Wrede, verwaltet. Ähnliches galt für das Gewinnspiel Gamble.
Die Redaktion von MOSH! arbeitete nach und nach mit immer mehr Plattenfirmen zusammen, da die Sendung an Popularität gewann. Hierdurch konnten diverse Musiker interviewt werden und es konnten auch immer mehr Gewinne für das Gamble Segment akquiriert werden.
Natürlichkeit, Authentizität und Power waren die Schlagwörter mit denen Sabina Classen MOSH! beschrieb (Skype-Interview, 10.06.2015). Gleichzeitig nennt sie damit die zentralen Werte des Heavy-Metal-Genres. Dies zeigt, dass MOSH! sich sehr klar als Heavy-Metal-Format profiliert, was in der Metal Szene sehr positiv aufgenommen wurde.
Dies ist zum Beispiel im lockeren Moderationsstil von MOSH! zu sehen. Diese wurde oft nachträglich zu den Konzertaufnahmen im RTL plus Studio in Köln gedreht. Sabina Classen beschrieb den Prozess des Filmens als One Take welcher eins zu eins in der Sendung verwendet wurde. Zu Beginn der Sendung wirkte die Moderation eher amateurhaft oder auch unprofessionell auf einige Zuschauer. Im Laufe der Sendung wurde sie jedoch immer souveräner und professioneller. Dies lag zum einen am Moderatorenzuwachs, wie an deren wachsender Erfahrung. Normalerweise wurde/n die Moderatorin/en stationär in einer Halbtotalen/ Amerikanischen Einstellung gefilmt. Teilweise gab es noch Nahaufnahmen, zum Beispiel von den Demo-Kassetten im Demo Segment
“Es war, als ob man […] Fans von der Straße auf ihre Lieblingsbands losgelassen hätte.” sagte Götz Kühnemund (Telefon-Interview, 30.07.2015). Dies lässt sich auch sehr gut am Interviewstil der Moderatoren erkennen. Es wird offensichtlich, dass sie über die Bands und deren Musik informiert sind und dies nutzen um für Fans (wie sie selbst) interessante und kompetente Interviews zu führen. Sie verstellen sich nicht, bleiben aber immer professionell. Dies begründete die von Sabina Classen sogenannte “Fan-Ausstrahlung”. Methodisch handelte es sich fast immer um ein episodisches Interview (Lamnek, Siegfried: Qualitative Sozialforschung (4. Auflage). Weinheim: Beltz 2005. S. 363), eine der üblichsten Formen des interviews. Fokus ist hierbei das narrativ-episodische Wissen und das daraus abgeleitete semantische Wissen. Der Interviewer lässt den/die Befragte/n erzählen, stellt aber anhand eines Leitfadens zielgerichtete Fragen. Das Wechselspiel aus Frage und Antwort entspricht weitgehend der Alltagskommunikation.
MOSH! Interview mit der Band Paradox
Ein Beispiel hierfür ist das Interview von Sabina Classen mit der Band Paradox (Video https://www.youtube.com/watch?v=oU5-V0ytdmg). Wie zu erkennen ist ermöglicht es diese Form des Interviews ein freundliches unterhaltsames Gespräch mit der Band zu führen, bei dem aber auch Fragen gestellt werden können die unter anderem tiefgreifende Prozesse der Musikproduktion betreffen. Hierbei gab es jedoch keine standardisierte Bildkomposition. Oft wurden die Bands an Stehtischen in einer Halbtotalen/ Amerikanischen Einstellung gefilmt. Im Videobeispiel mit der Band Paradox stehen jedoch alle Gefilmten draußen vor einer Mauer. Bei dem Interview mit KISS saßen alle Beteiligten auf einem Podium, ähnlich einer Talkshow. Dies lag daran, dass die Interviews normalerweise vor Ort des Konzerts der jeweiligen Künstler gefilmt wurden, und somit kein standardisierter Aufbau möglich war.
Die Zielgruppe von MOSH! war hauptsächlich die Metal Szene, welche die Sendung auch mit Begeisterung verfolgten. Es war eine der wenigen Metal Sendung überhaupt und auch mit die einzige, die sich auch mit deutschen Metalbands beschäftigte. Im Laufe der Jahre gab es verschiedene Metal-Formate im Fernsehen, jedoch hatte MOSH! den größten und den langanhaltensden Einfluss auf die deutsche Metal Szene.
Gestalterisch war die Sendung nicht auf dem gleichen Niveau wie zum Beispiel Hard’n’Heavy (das Metal-Format von Tele 5). MOSH! erinnert an ein Amateur-Fanzine der Metal-Szene, was wahrscheinlich auch einer der Gründe für die Akzeptanz der Sendung in der Szene war. Hinzu kam, dass fast alle Moderatoren von MOSH! aus der Szene kamen, daher gab es eine große Akzeptanz zwischen ihnen und den interviewten Musikern, wodurch die Interviews eine tiefere Qualität bekamen (inhaltlich wie auch formal) als bei anderen Shows.
“Man muss aus der Szene kommen, sonst hat man keine Chance”, sagte Götz Kühnemund über die Beziehung zwischen MOSH! und seinen Fans, die fast komplett aus der Szene stammten. Im direkten Vergleich dazu hatte Hard’n’Heavy eine komplett andere Fanbase, es waren meistens Zuschauer, die nicht direkt aus der Szene kamen und durch die Sendung ihren Zugang zum Heavy Metal fanden. Dies war auch zum Teil bei MOSH! der Fall, aber durch die späte Sendezeit war es ein deutlich erwachseneres Publikum.
Hard’n’Heavy Anmoderation
Wie aus dem Videoclip deutlich wird, wurde Hard’n’Heavy deutlich aufwendiger und kostspieliger produziert als MOSH!. Gesendet wurde Hard’n’Heavy Freitags und später Samstag Abends um 21:00 Uhr mit einer Lauflänge von 60 Minuten. Auch hier lag der Fokus auf Interviews und Konzertmitschnitten. Wobei viele der Auftritte von Bands im eigenen Studio gefilmt wurde, wodurch die Aufnahmen zwar professioneller waren, jedoch den Charakter eines Heavy-Metal-Auftritts verloren. Bei MOSH! wurden hingegen immer Live-Aufnahmen von Konzerten gesendet, um den Zuschauern die Möglichkeit zu geben indirekt an den Konzerten teilnehmen zu können.
Bei Hard’n’Heavy war der Fokus eher auf der Präsentation von Bands und deren neuen Veröffentlichungen oder Tourneen. So wurde sehr oft eine Gruppe eingeladen, um dort ihr neues Album vorzustellen. Ähnlich war dies MOSH! auch der Fall, aber der Fokus lag nicht auf der Vermarktung sondern einer möglichst realitätsgetreuen Darstellung der Bands und deren Arbeitsethos.
Sabina Classen beschrieb die besondere Ausstrahlung der Sendung als naiv, natürlich und authentisch. Götz Kühnemund nannte es amateurhaft und ehrlich. Dies bezieht sich auf die komplette Herangehensweise an das Konzept eines Heavy-Metal-Musikformats. Beide nannten diese Faktoren als den besonderen Reiz der Fan-Ausstrahlung die die Zuschauer damals und auch heute noch fasziniert. (Telefon-Interview mit Götz Kühnemund) In diversen Foren wird noch heute über MOSH! diskutiert und an vielen Stellen wird der Wunsch nach einer Fortsetzung ausgedrückt. (http://www.tvforen.de/read.php?3,1043788,1043788#msg-1043788 [03.08.2016])
Innerhalb der Szene hatte MOSH! verschiedene Rollen. Zuallererst war es ein verbindendes Medium welches verschiedenste Mitglieder der Szene miteinander in Kontakt brachte. Da die Sendung zunächst nur per Kabel zu empfangen war trafen sich Fans in Kneipen oder bei Freunden um MOSH! anschauen zu können, es war also oft eine kollektive Erfahrung.
Zudem bot MOSH! unbekannteren Bands die Möglichkeit ihr Demo-Tape im Fernsehen zu präsentieren. Außerdem konnte indirekt an Konzerten teilgenommen werden durch die Konzertübertragungen. Generell wurden viele Informationen die sonst nur in Szene Magazinen verfügbar waren durch die Sendung an ein größeres Publikum gebracht, zum Beispiel in den Segmenten News Tip und On Tour. Für viele Mitglieder dere Metal Szene war MOSH! eine Möglichkeit wöchentlich ein öffentliches und kollektives Erlebnis der Szene zu erfahren.
“Wir haben die letzte Sendung produziert und danach
hat man mir gesagt, dass das die letzte war.”
Sabina Classen
Bisher gibt es einige Gerüchte bezüglich des Endes von MOSH!. Fakt ist, dass die Sendung sehr beliebt war, obwohl sie nur sehr kurz (knapp ein Jahr lang) gesendet wurde. Sie hat unter all den Metal Sendungen der Zeit den größten Eindruck hinterlassen.
Angeblich gab es Streitigkeiten mit der Redaktion bezüglich einer Kooperation mit einem Plattenlabel oder einem Festival. Jedoch gibt es hierzu keine offiziellen Statements oder ähnliches. Bekannt ist jedoch, dass RTL plus in den Jahren 1988 bis 1990 den Anteil der Eigenproduktionen (zu denen auch MOSH! gehörte) von 34% auf 25% deutlich senkte. Außerdem gehörten Musikformate nicht mehr unbedingt zum angestrebten Profil des kommerziellen Unterhaltungssenders RTL plus. Das Musikangebot betrug 1989 nur noch 5% (60 Minuten pro Tag) des Gesamtangebots. Im folgenden Jahr sank es sogar noch weiter auf 3% (33 Minuten pro Tag) (Kruger, 1992, S.162). Schon zuvor wurde der Musikanteil auf die unbeliebten Sendezeiten Nachmittags und Spätabends verlegt. Diese Entwicklungen haben wahrscheinlich auch ihren Einfluss auf die Absetzung von MOSH! gehabt.
Bei Hard’n’Heavy war der Fokus eher auf der Präsentation von Bands und deren neuen Veröffentlichungen oder Tourneen. So wurde sehr oft eine Gruppe eingeladen, um dort ihr neues Album vorzustellen. Ähnlich war dies MOSH! auch der Fall, aber der Fokus lag nicht auf der Vermarktung sondern einer möglichst realitätsgetreuen Darstellung der Bands und deren Arbeitsethos.
Sabina Classen beschrieb die besondere Ausstrahlung der Sendung als naiv, natürlich und authentisch. Götz Kühnemund nannte es amateurhaft und ehrlich. Dies bezieht sich auf die komplette Herangehensweise an das Konzept eines Heavy-Metal-Musikformats. Beide nannten diese Faktoren als den besonderen Reiz der Fan-Ausstrahlung die die Zuschauer damals und auch heute noch fasziniert. (Telefon-Interview mit Götz Kühnemund) In diversen Foren wird noch heute über MOSH! diskutiert und an vielen Stellen wird der Wunsch nach einer Fortsetzung ausgedrückt. (http://www.tvforen.de/read.php?3,1043788,1043788#msg-1043788 [03.08.2016])
Innerhalb der Szene hatte MOSH! verschiedene Rollen. Zuallererst war es ein verbindendes Medium welches verschiedenste Mitglieder der Szene miteinander in Kontakt brachte. Da die Sendung zunächst nur per Kabel zu empfangen war trafen sich Fans in Kneipen oder bei Freunden um MOSH! anschauen zu können, es war also oft eine kollektive Erfahrung.
Zudem bot MOSH! unbekannteren Bands die Möglichkeit ihr Demo-Tape im Fernsehen zu präsentieren. Außerdem konnte indirekt an Konzerten teilgenommen werden durch die Konzertübertragungen. Generell wurden viele Informationen die sonst nur in Szene Magazinen verfügbar waren durch die Sendung an ein größeres Publikum gebracht, zum Beispiel in den Segmenten News Tip und On Tour. Für viele Mitglieder dere Metal Szene war MOSH! eine Möglichkeit wöchentlich ein öffentliches und kollektives Erlebnis der Szene zu erfahren.
“Wir haben die letzte Sendung produziert und danach
hat man mir gesagt, dass das die letzte war.”
Sabina Classen
Bisher gibt es einige Gerüchte bezüglich des Endes von MOSH!. Fakt ist, dass die Sendung sehr beliebt war, obwohl sie nur sehr kurz (knapp ein Jahr lang) gesendet wurde. Sie hat unter all den Metal Sendungen der Zeit den größten Eindruck hinterlassen.
Angeblich gab es Streitigkeiten mit der Redaktion bezüglich einer Kooperation mit einem Plattenlabel oder einem Festival. Jedoch gibt es hierzu keine offiziellen Statements oder ähnliches. Bekannt ist jedoch, dass RTL plus in den Jahren 1988 bis 1990 den Anteil der Eigenproduktionen (zu denen auch MOSH! gehörte) von 34% auf 25% deutlich senkte. Außerdem gehörten Musikformate nicht mehr unbedingt zum angestrebten Profil des kommerziellen Unterhaltungssenders RTL plus. Das Musikangebot betrug 1989 nur noch 5% (60 Minuten pro Tag) des Gesamtangebots. Im folgenden Jahr sank es sogar noch weiter auf 3% (33 Minuten pro Tag) (Kruger, 1992, S.162). Schon zuvor wurde der Musikanteil auf die unbeliebten Sendezeiten Nachmittags und Spätabends verlegt. Diese Entwicklungen haben wahrscheinlich auch ihren Einfluss auf die Absetzung von MOSH! gehabt.
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